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Vater der GasseZiitig Lozärn

Vater der GasseZiitig Lozärn

Verein Kirchliche Gassenarbeit

Peter Galbier (1959 - 2005), besser bekannt als «Piitsch».

Er war nicht einer unter ferner liefen. Er ist aufgefallen. Nicht nur durch das Äussere. Auch als Person. Als Persönlichkeit auf der Gasse. Nachdem er den Letten in Zürich endgültig und lebend überstanden und verlassen hatte, kam er nach Luzern. Piitsch war einer der ganz wenigen, der trotz jahrelangem Drogenkonsum, nach überstandenen Suchtszenen jeglicher Couleur und trostloser Obdachlosigkeit den Verstand nicht verloren hat. Für ihn war klar, sobald wie nur möglich, die Suchtszene zu verlassen. Er zeigte grösstes Interesse an drogenpolitischen Fragen. Er war sofort Wortführer und Leithammel auf der Gasse. Er fühlte sich als Gassenarbeiter ohne Lohn …

Wichtig war ihm die gegenseitige Toleranz, der gegenseitige Respekt und eine achtsame Liebe. Er schrieb an seine Lebenspartnerin (Dezember 1998): «Es ist für mich schön, an einem Ort zu sein, wo man mich liebt, nur weil ich der bin, der ich bin. Keine Vorurteile. Keine Verurteilungen». Er wünschte sich Kinder, die zu Toleranz erzogen werden …

Er suchte überall die Gerechtigkeit. Nichts hat ihn mehr in Rage gebracht als ungerechtes Handeln. Da überkam ihn heiliger Zorn. Als Atheist hatte er eine religiöse Seite. An einem Eidgenössischen Buss- und Bettag wurde der Gottesdienst aus der Gassechuchi Luzern am Fernsehen übertragen. Er war der erste, der sich für eine Mitarbeit zur Verfügung stellte, sich exponierte und sich für christliche Werte ins Zeug legte. Weihnachten war für ihn das schlimmste Fest. Für ihn war klar, «wenn wir Weihnachten nicht täglich leben, dann haben wir am 24. Dezember nichts zu feiern»!

Sein drogenpolitisches Interesse hatte, trotz oder wegen seiner Drogenkarriere, oberste Priorität. Da floss Herzblut. Er gab die Initialzündung zur Entstehung der Gassenzeitung. Für ihn war wichtig, dass das, was auf der Gasse sich abspielt, unter die Leute gehört. Sie sollen mitbekommen – und zwar aus erster Hand bzw. aus der Hand der betroffenen Fixer – was der Drogenkonsum bewirkt, was er an Schaden anrichtet an Leib und Seele, vor allem bei jungen Einsteigern. Es war ihm wichtig, dass mit gut recherchierten Artikeln Wissen zur städtischen und kantonalen Drogenpolitik vermittelt wurde. Auch Einzelschicksale, die betroffen machen und Einsicht verschaffen hinter die Kulissen der teuflischen Suchtwelt, sollten Platz haben in «seiner» Gassenzeitung.

Seine Geschichte hatte Seltenheitswert. Sie endete viel zu früh in Indien. Er machte Ferien dort. Eine Tuberkulose hatte ihn erfasst. Er kam auf eine Intensivstation, aber seine Abwehrkräfte waren nicht stark genug, um die hartnäckige Krankheit zu überstehen. Seine Lebenspartnerin flog nach Indien und veranlasste seine Kremation. Seine Urne brachte sie im Rucksack nach Luzern, wo er eine würdige Beerdigung bekam.

(Text: Sepp Riedener, Bild: Verein Kirchliche Gassenarbeit)

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  • Renata Roveretto

    Was für eine herzergreifende Lebensgeschichte, und Dazu kommt noch seine Lebenspartnerin vor welcher jedermann seinen Hut ziehen könnte. Sie hat es Ueberstanden seinen Geliebten auf Ihrem eigenen Rücken zurückzuholen und sicherlich nicht durch Kaltblütigkeit. Ich schenk Ihr mein herzliches Beileid.

    Renata

7 Februar 2024
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