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Die Ermordung von John F. Kennedy in der Erinnerung einer Wollishoferin

23 November 1963
Wollishofen
Elisabeth Ursprung

John F. Kennedy wird ermordet

An diesem 23. November 1963, einem Samstagmorgen, standen wir in der grossen 10-Uhr Pause auf dem Pausenplatz. Grüppchen von Kindern standen zusammen, es herrschte eine seltsame Stimmung. Niemand spielte, niemand schrie herum – alles war anders.

Alle wussten von der Ermordung des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Vor allem die Knaben schienen genau informiert zu sein. Ich wunderte mich, woher sie ihr Wissen hatten.

Ich selbst erfuhr die Nachricht vor Schulbeginn von meiner Mutter. Und mein Vater erzählte später, dass er am Vorabend von dem Mord erfahren hatte, bei seiner Fahrt im Tram. Die Menschen riefen sich die Neuigkeit überall auf der Strasse, im Tram, in Restaurants, in Kinos zu. Es muss so etwas wie ein sprachlicher Staffellauf gewesen sein. Nichts blieb mehr übrig von der üblichen schweizerischen Zurückhaltung.

In diesen Stunden und Tagen gab es nichts anderes zu bereden. Jeder glich sein Wissen von der Ermordung mit dem Wissen des andern ab, um sicher zu sein nichts zu verpassen. Alle sprachen miteinander, keiner scheute sich Fremde anzusprechen. Aus der Trauer wurde Gemeinschaft. Jeder sprach mit jedem – Status, Bildung, Geld, Nationalität spielte plötzlich keine Rolle mehr. Man sprach die gleiche Sprache, fühlte sich durch diesen Trauerfall weltweit vereint.

Natürlich nahm ich das nicht bewusst wahr. Aber dass etwas Grosses, Einzigartiges die Welt erschütterte, das spürte ich.

Der Name „Lee Harvey Oswald“ machte bald die Runde; noch etwas später der von „Jack Ruby“. Für mich waren das die Namen des Bösen.

((In meiner Erinnerung regnete es an diesem Freitagabend, 22. November 1963. Ich sehe meinen Vater im Regenmantel auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier).

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14 Januar 2023
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