WG-Geschichten und ein etwas anderes Wohnen
In der WG-Zeit kamen wir gar nicht zum Fotografieren – wir waren zu sehr mit uns selbst und unserem aktuellen Leben beschäftigt. Deshalb gibt es nur ganz wenige Fotos zum Leben in den WGs. Diese raren bildlichen Zeugnisse möchten wir mit eurer Hilfe in der Galerie "WG-Geschichten"sammeln und zeigen. Egal, ob mit oder ohne ergänzende Geschichten. Aber auch blosse Erinnerungen – ohne Bilder - aus dem WG-Biotop sind herzlich willkommen.
Der Quantensprung „WG“ kann in der Geschichte des Wohnens wohl kaum hoch genug bewertet werden: Endlich wurde in den 60er-Jahren ein Leben ausserhalb der Familie und dem „Schlummermutter-Haushalt“ möglich. Ein Experimentierfeld für Beziehungen, für Nähe und Distanz und für eine neue Gestaltung des Alltags öffnete seine Tore. Dies ging natürlich nicht ohne Konflikte, Ausprobieren und Scheitern gehörte dazu – oftmals einem kreativen Scheitern.
Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Ansprüchen, Träumen und Prägungen führten zu stundenlangen Diskussionen, bei denen es oft auch um ‚das gute Leben‘ ging – ein wichtiges Thema für alle. Langweilig wurde es dabei selten. Das Chaos der Nur-Männer-WG wechselte zu Diskussionen in der gemischten WG. Die Vorstellungen von Reinlichkeit klafften oft auseinander. Nebeneinander leben oder alles teilen, Intimität versus Offenheit - auch gegenüber den Freunden und Freundinnen der Wohnpartner – vieles stand zur Disposition.
Die Attraktivität der Gemeinschaft ist hochaktuell, nicht nur weil der knappe Wohnraum neue Formen erzwingt. Der Mensch selber ist ein soziales Wesen, zu viel Einsamkeit gefährdet die Gesundheit, wie auch aktuelle Forschungen zum Glücklichsein bestätigen. Die alten WG-Geschichten geben uns Hinweise, wie wir gemeinschaftliches Leben befriedigend gestalten können. Sie basieren auf vielen Erfahrungen.
Helfen Sie uns und dem Sozialarchiv, diese Erfahrungen in unserer Galerie zu sammeln und zu zeigen, auch als Vorbereitung für die Veranstaltungsreihe des Sozialarchivs im Herbst 2023.
P.S.: einen guten Überblick über die verschiedenen Formen von Wohngemeinschaft bietet der Wikipedia-Artikel. Inzwischen gibt es sogar goldene Regeln für das WG - Wohnen. Oder - zum Einlesen - den Artikel einer WG-Schwärmerin. Das Beispiel der Senioren-Wohngemeinschaft in Tenna ist in einem Film von SRF festgehalten .
Einen speziellen Film zum WG-Wohnen kann ich sehr empfehlen. Sowohl die Suche nach einer Wohnung wie auch der Aufbau einer WG wird darin sehr einfühlsam gezeigt: "Tagebuch einer Utopie" von 2018, einsehbar unter vimeo.com/378416113 (Anmeldung ist z.B. via Google-Konto möglich).