Heinrich Brandenberger's Entschluss, Söldner in der niederländischen Kolonialarmee zu werden....und zu bleiben
Heinrich Brandenberger's Entschluss, Söldner in der niederländischen Kolonialarmee zu werden....und zu bleiben
Harederwyik den 13. Nov. 02 "Wie ich zu dem Entschluss kam, der Legion beizutreten; Soldat zu werden und zu bleiben fragt Ihr mich. An dem herum gemacht habe ich schon bereits ein Jahr, bevor ich mich, ·vollständig dazu entschlossen habe. Als dann vom Inspektor des Bahnh. gesagt wurde, dassmit 22ten Oktober sämtliche frischen entlassen würden, hab ich mich endgültig dazu entschlossen. Ihr werdet nun wohl meine gedrückte Stimmung die bei mir so oft zu Tage trat in letzter Zeit erklären können.
Was das übrige anbetrifft werde ich so es Gottes Wille ist nach abgelaufenen 6 Jahren wieder zu Euch zurückkommen."
(Foto: Nachlass Heinrich Brandenberger im Schweizerischen Sozialarchiv Zürich)
Nach sechs Jahren steht Heinrich Brandenberger vor der Frage, ob er arm und krank in die Heimat zurückkehren soll oder weitere 6 Jahre Dienst leisten. Die Aussicht auf einen höheren Sold gibt letztlich den Ausschlag:
Willem (Indonesien) , den 25. April 1908 (...) "Nun das Ende der Dienstzeit mit Riesenschritten naht ist es die höchste Zeit Vor- und Nachteile der Heimkehr zu besprechen. (...) Erwägen wir einmahl das Hierbleiben. Wie ich über Leben und Zustände in hier denke glaube ich hier nicht mehr erwähnen zu müssen, habe mich in meinen frühem Briefen schon genügend darüber ausgesprochen. Ersparnisse habe eben auch keine gemacht, was eben auch nuhr dann möglich ist, wenn man sich auch jedem und allem enthält. Dachte in den letzten Monaten noch einiges beieinander zu bringen, doch davon kann nun nach Anlas des am Schlusse des Briefes erwähnten nun nicht mehr nennenswert die Rede sein. Wenn ich zeichne, dan könnte ich euch,i m Falle das ich zwei Jahre kriege 100 Frk wenn vier Jahre 300 Frk und wenn führ 6 Jahre 400-450 Frk. Senden. Das währe führ euch ja eine ganz schöne Summe, ein Jahr Zins terweil ja führ mich immer noch genug bliebe um mich etwas häuslich einzurichten.
Ihr werdet sagen wihr brauchen das Geld ja nicht; das ja ganz ausgeschlossen, doch würde es mich freuen, wenn ihr dan zum einten oder andern gebrauchen würdet. Währe ja dann ungleich besser verwendet als wenn ich täte als die meisten in hier, die mit 14 Tage Urlaub gehen und die 2 -4- oder 600 Frk mit „guten"? Freunden in Schnaps aufgehen lassen und öfter, schon in 5-6 Tagen keinen Rappen mehr haben. Ueberdies kriegte nach dem Zeichnen, weil in die Reihen der „altem" eintretend 25 Rp mehr per Tag, so dass mihr das nach Abzug von allem ungefähr 60 Rp bleiben würde per Tag oder Per Monat 18 fr, also immerhin noch etwas. Würde das natürlich noch trachten die sergeant streifen zu kriegen, womit ich dan finanziell dem gut bezahlten Arbeiter in Europa gleichkäme.
Und nun die Heimkehr. Es ist von jeher mein sehnlichster Wunsch gewesen um euch liebe Eltern nochmals al das gute zu können vergelten; aber sagen wihr was geschieht dan wenn Krankheit mich aufs Bett wirft, oder Arbeitslosigkeit eintritt, dan hätten wihr ja gerade das gegenübergestellte des gewollten. Schwere Arbeit könnte wahrscheinlich im beginne auf keinen Fall verrichte, von der Bäckerei zum voraus nicht zu sprechen, wo man ja nicht einmahl die Kleider verdient. Währe ja schrecklich führ mich wenn ich euch zur Last fallen müsste, bleibe mihr weiss Gott nichts andres übrig als wieder wegzugehen; und wohin dann?
In Holland würde wahrscheinlich weil nicht gerade am gesündesten in Hauptsache aber wegen der schlechten Zähne nicht mehr zum Dienste tauglich befunden. Was dann? Die Legion? Hier gab ich zum mindsten noch ein einigsins erträgliches vorfkomen, terweil ich dort dan volständig auf dem trockenen sässe. Die Arbeitsverhältnisse scheinen ja gahr nicht die besten zu sein. Das ganze in kurzen Zügen zusammengefasst.
Bei der Heimkehr wenn alles gut geht; arbeit und Gesundheit, ein glückliches Famileinleben ich hätte Gelegenheit meine Kinderpflicht zu erfüllen und wieder ein normaler Mensch zu werden. Bei Krankheit und Mangel an Arbeit, was ja sehr leicht möglich ist, fiehle das alles zusamen als ein Kartenhaus und das nicht zu vermeidende weggehen viele mihr weiss gort viel schwerer als man das erste mahl un währ ich wie oben schon geschrieben höchst wahrscheinlich nicht mehr in der Lage als Korporal nach hier zu kommen.
Eberdies geht führ denjenigen der nach 6 Jahren nach hollland geht, auch bei directem zurückkommen nach Indien die oben beschriebene Soldji erhöhung von 25. Rp. Per Tag verloren. Folgerung: dass das nuhr vorübergehend nach Euoropa komen nach 6 Jahren absolut keinen Zweck hat, ein vielleicht nuhr eineige Tage dauendes Wiedersehen kann höchstens alte Wunden wieder aufreissen; wher die ersten 6 Jahre nicht verlieren will muss sich innert 1 Jahr und 6 Wochen wieder melden. Zum zwieten: finanziellem Nachteil und die Zeit die in Holland als Soldaat durchgebracht wird, zählt nuhr führ halb, auf Gagement oder Pension.
Tausend und abertausend verschiedene Gefühle, Gedanken durchziehen per Tag meinen Kopf. Den einen Augenblick weigle ich mich im schönen Bilde einer täglichen Arbeit, glücklichem Famielienleben; und im nächsten Augenblicke, steht schon ganz das Gegenteil vor mihr; ein Bild von Arbeitsmangel, Krankheit, mit den schon beschriebenen Folgen und der dan völlig aussichtslosen Zukunft. Und nun liebe Elternn, ist noch ein zweites weit wichtiger Fall dazwischen getreden, bin nämlich den 9. April morgens 4 Uhr Vater eines gesunden Knaben geworden."
Das Leben von Heinrich Brandenberger und der Zusammenhang des Kolonialkrieges in Indonesien ist in verschiedenen Berichten behandelt worden:
1. Zum Leben von Heinrich Brandenberger: NZZ-Artikel vom Juni 2024
2. Zu Schweizer Söldnern in der niederländischen Kolonialarmee: Blog des Schweizerischen Nationalmuseums 27.9.2021, geschrieben von Philipp Krauer.
3. Buch von Philipp Krauer: Schweizer Söldner in der niederländisch-ostindischen Kolonialarmee. 2024 nur auf englisch erschienen, via diesen Link lesbar.
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