Dieses Flugblatt - das leider nicht datiert ist, aber wahrscheinlich aus den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg stammt (um 1918-20), als es in der Schweiz viele Streiks gab, auch mit dem Einsatz der Armee - wurde von einer "Boykottkommission" der St. Galler Bäckereiarbeiter gegen die Bäckermeister herausgegeben. Es scheint als Antwort auf einen Artikel der Bäckermeister in der bürgerlichen Presse veröffentlicht worden zu sein.

In diesem Flugblatt prangern sie "Missstände" an, die den meisten Menschen heute die Haare zu Berge stehen lassen würden. Hier sind einige davon. aber ich lade euch ein, den Originaltext im Ganzen zu lesen.

Körperliche Gewalt gegen Angestellte, sogar mit einem Wallholz; Drohungen der Entlassung, schlechte Wohnbedingungen für Angestellte (Bettwäsche wird nur alle zwei Monate gewaschen...), übertriebene Abzüge für miserables Essen. Am erschreckendsten sind jedoch die hygienischen Zustände in den Bäckereien: Die rostige Backmulden werden auch als....Badewannen für die Kinder der Chefs benutzt, während die Backstube gleichzeitig als Waschküche dient. Der auf den Boden gefallene Teig -samt Dreck- wird wieder mit dem anderen zusammengelegt, und wenn sich das Brot durch den Schmutz schwärzlich verfärbt, wird es als "Roggenbrot" bezeichnet. Neben Mäusen die überall wühlen gibt es jede Menge Insekten die im Brotteig landen, der so zu .... einer Fleischpastete wird. Sachen, die einem den Magen umdrehen. Die Gewerkschaften (falls welche gab, oder die spontane Gruppierungen) kämpfen natürlich nicht nur für bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch für Lohnerhöhungen. Und es mangelt nicht an Kritik, dass die Bäckermeister (die selbst oft ausländischer Herkunft sind) ausländische Arbeitskräfte beschäftigen, die man besser in den Griff behalten kann. Kurzum, Boykott und Streik muss her!! Ein Dokument, das aufmerksam gelesen werden sollte.

Falls jemand weitere Informationen über diese Proteste der Bäckereibeschäftigten hat, insbesondere über das Jahr, wäre ich dankbar, wenn er sie in die Kommentare schreiben würde.