Schrankenlos, geregelt, fröhlich…Geschichten zur Fasnacht
Der Grosse Rat zu Basel charakterisierte die Fasnacht anfangs des 15. Jahrhundert als «ländlichen Unfug». Aus dem «Unfug» ist einer der grössten Veranstaltungen der Schweiz geworden, mit 18’ 000 aktiven Fasnächtern. Die Tradition der Fasnacht birgt viele Geschichten.
Ob Fasnacht ursprünglich ein städtischer oder ländlicher Brauch war, bleibt umstritten. Aber es gab die Fasnacht wohl bereits im Spätmittelalter auch in den Dörfern. So bezeichnete im frühen 15. Jahrhundert der Basler Rat die Fasnacht als ländlichen Unfug. Und die Luzerner Fritschimaske war vermutlich ein Strohpopanz, wie wir ihn vom bäuerlichen Brauchtum her kennen, der urbanisiert und stilisiert wurde. Heute wird die Fasnacht jedoch eher der Stadt zugeordnet. Als Ereignis wird die Fasnacht erst vom späten 14. Jahrhundert an fassbar, in Basel zum Beispiel 1418.
Das Wort Fas(t)nacht wird allgemein als die Nacht (vigilia) vor der 40-tägigen Fastenperiode gedeutet. Die Fasnacht ergab sich so, gleichsam aus einer Staulage heraus, als Zeit des Überschwangs vor der Fastenzeit.
Zu den frühen Formen der Fasnacht gehören Essgemahl, gegenseitige Besuche, Schau- und Heischebräuche sowie Wettkämpfe. Sie weckte jedoch früh auch Widerstand: Schon im 15. Jahrhundert versuchte die Obrigkeit, den Maskenlauf des «gemeinen» Volks zu zügeln. Dahinter steckte die Furcht vor dem subversiven Charakter der Fasnacht.
im Jahr 1529 erklärte sich Basel offiziell zur reformierten Stadt. Damit wurden unter anderem das Fastenobligatorium abgeschafft und die Fasnacht verboten. Anders als in anderen reformierten Orten konnte die Obrigkeit in Basel aber das Fasnachtsverbot nicht durchsetzen. So blieb die Basler Fasnacht als einzige «protestantische Fasnacht» der Schweiz erhalten. Es kursieren viele Anekdoten, wie die evangelische Kirche bis in die neuere Zeit vergeblich gegen die Fasnacht und den damit verbundenen Sittenzerfall predigte. Auch die Obrigkeit versuchte verschiedentlich, die Fasnacht zu verbieten, und verhängte teilweise empfindliche Strafen, wohl auch darum, weil sie das subversive Potential der Fasnacht fürchtete; doch alle diese Verbote hatten keinen dauerhaften Erfolg. Teilweise wurde das Verbot unter dem Deckmantel von Zunftessen und zünftigen Waffenmusterungen umgangen, worin der Grund für die teilweise militärischen Anklänge der Basler Fasnachtsbräuche liegt.
Die Verbote lockerten sich erst im 18. Jahrhundert, nicht zuletzt unter dem Einfluss einer patrizischen Jugend und ihrer Gewohnheiten aus dem Solddienst (Maskenbälle usw.). Das 19. Jahrhundert brachte ein Aufblühen der Fasnacht, auch in evangelischen Gebieten. Träger wurden vor allem Fasnachts-Vereine und -Komitees (z.B. Basel 1911).
Das 20. Jahrhundert kannte Höhen und Tiefen der Fasnachts-Begeisterung; die Phasen verliefen meist parallel zur wirtschaftlichen und weltpolitischen Lage. Die allgemeine Tendenz ging weg von der Saal-Fasnacht mit ihren Maskenbällen zur Strassen-Fasnacht: Basel perfektionierte seine Trommler- und Pfeiferszene mit den Schnitzelbänken. Luzern wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Mekka der Guggenmusiken. Zürich suchte einen eigenen Weg mit dem elitären Künstlermaskenball und einer Umzugs- und Vereins-Fasnacht, die unbewusst alte Besuchsgewohnheiten aufnahm.
Dabei wurden die Termine fast beliebig: Die Fasnacht kann, ähnlich wie in Frankreich, auch im Mai stattfinden.
Dieser Beitrag basiert auf dem Artikel von Paul Gugger zur Fasnacht, publiziert im Historischen Lexikon der Schweiz (s. hls-dhs-dss.ch/de/articles/011...).
Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Baumann, Heinz / Com_Ex-BA02-0023-0002 / CC BY-SA 4.0 ca. 1988
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