Bäuerliches Landleben als Sehnsucht
Meine Bilder vom Dorf der frühen 60er-Jahre: der erste Ritt auf einem Ackergaul mit nachfolgendem abruptem Abgang über den Hintern des Pferdes, weil ich den Balken der Stalltüre übersehen hatte. Oder der Ausflug auf dem Traktorsitz und das Klettern in den riesigen Kirschbäumen bei Thundorf, das 'Gaudi' beim Mosten im 'Schopf' nebenan, das Riegelhaus meiner Stammfamilie Hugentobler, die dichten Hecken zwischen den Wiesen. Diese Bilder steigen in meinen Kopf, hervorgelockt durch die vielen Fotos aus der Landwirtschaft von früher - auf unsereGeschichte.ch vor allem in der Galerie "Landwirtschaft" zu finden. Beim Betrachten der Fotos realisiere ich, wie sehr meine Bilder vom Landleben von den Erinnerungen geprägt sind und wie wenig von den jetzigen Erfahrungen der Agrargebiete.
Ich muss mir eingestehen, wie wenig die aktuelle Agro-Industrie und die von ihr geprägte Landschaft Eingang gefunden haben in meine Wahrnehmung. Die heutigen Wiesen ohne Hecken, die niedrigstämmigen Bäume wie strammstehende Soldaten in einer Linie, die riesigen Felder mit eintöniger Monokultur. Meine Wunschwelt "Landleben" verwehren diesen aktuellen Erfahrungen den Eintritt in meine innere Bildwelt. Ich bleibe hartnäckig an den alten Bildern hängen...Die Fotos und Geschichten der Vergangenheit und einer reichhaltigen Agrarkultur lösen auch Wünsche für die Zukunft aus: die frühere Landschaft und die damit verbundenen sinnlichen Erfahrungen möchte ich wieder erleben und sie wieder geniessen können - wie wohl die meisten von uns. Ein Besuch bei einer Schulkollegin oberhalb von Matzingen gab diesem Wunsch neue Nahrung: Hecken, Hochstammbäume, Vielfalt - ich wähnte mich wie auf einer Zeitreise. Es gibt diese Landschaft noch, als kleine Idylle, hügelig und knorrig, abseits und versteckt...weit weg von der agro-industriellen Einöde.
P.S. Dass die bäuerliche Idylle nicht so idyllisch war, das musste ich ja selbst auch erfahren - hierzu fehlen aber oft die Bilder. Aber in die Erzählungen fliessen sie ein, beispielsweise die Erinnerung an etliche aggressive Hofhunde im Thurgau.
Heinz Looser, verantwortlicher Redaktor bei unsereGeschichte.ch
Langsamverkehr, zum Beispiel mit der Polybahn in Zürich
Langsamverkehr ist in aller Munde...Momente der Geruhsamkeit in der Hektik des Alltags, beispielsweise bei der Fahrt mit der Standseilbahn vom Central zur Polyterrasse. UnsereGeschichte lädt ein zum Zeigen von Dokumenten zu solchen Momenten, beispielsweise in der Galerie https://unseregeschichte.ch/galleries/langsamverkehr.