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Frau Mathilde Blattner-Amrein

Frau Mathilde Blattner-Amrein

1 Januar 1900
bgysi

Mathilde Blattner-Amrein (1873-1962) und der Gemeinnützige Frauenverein Luzern

Eine Frau – ihrer Zeit voraus

Denken wir uns in das Jahr 1923 zurück:

Die Frauen des Gemeinnützigen Frauenvereins der Stadt Luzern (heute SGF Stadt Luzern) führen an der Löwenstrasse die erste alkoholfreie Speisestube, das Restaurant Weymatt. Im selben Jahr wird das Hotel Waldstätterhof beim Bahnhof zum Kauf angeboten. Unter den Vorstandsfrauen befindet sich die äusserst geschäftstüchtige und erfahrene Mathilde Blattner. Ihr grosses Wissen über Geldgeschäfte ermutigt die Frauen des Gemeinnützigen Frauenvereins Luzern mittels des Verkaufs von Darlehensbriefen, das in den Jahren 1899 bis 1900 erbaute Haus zu kaufen und am 5. November 1923 zu eröffnen. Da sich Frauen in den von Männern und viel Alkohol dominierten Restaurants und Hotels nicht wohl fühlen, wird es das erste alkoholfreie und trinkgeldlose Hotel der Stadt Luzern, und es floriert von Anfang an. Mathilde Blattner amtet als Geschäftsführerin, setzt sich selbst an die Kasse des Restaurants und Hotels, und die Töchter der Vorstandfrauen betreuen den Service. Selbstverständlich alles ehrenamtlich und unentlöhnt. In der im Hotel eingerichteten Gemeinde-Stube können sich alleinstehende Frauen treffen oder Schülerinnen und Schüler ihre Wartezeit verbringen. Endlich haben die Frauen von Luzern einen Ort, wo sie sich wohlfühlen, der nicht vom Alkohol dominiert wird.

Wer war diese aussergewöhnliche Geschäftsfrau?

Mathilde Blattner-Amrein war die Tochter der Gletschergarten-Dynastie Amrein. Sie wurde am 13. Oktober 1873 als drittes Kind von Wilhelm und Marie Amrein-Troller in Luzern geboren. Im gleichen Jahr wurde der Gletschergarten im ehemaligen Steinbruchgebiet neben dem Löwendenkmal eröffnet. «Amreins Löcher» wurden in der Stadt verspottet. Schon 8 Jahre später verlor Mathilde ihren Vater und ihre Mutter führte das Unternehmen allein weiter. 18-jährig stieg die junge Mathilde in die Leitung ein und führte den Gletschergarten bis ins hohe Alter von 80 Jahren.

Gerne hätte sie Naturwissenschaften studiert, aber die Umstände liessen dies nicht zu. Dank einer fundierten kaufmännischen Ausbildung, ihrer Intelligenz und ihrer Freude an Literatur entwickelte sie einen ausgesprochen tüchtigen Geschäftssinn und den Mut für grosse Projekte und das Schöne. In den Wintermonaten während derer der Gletschergarten geschlossen war, unternahm sie mit ihrer Mutter ausgedehnte Reisen nach Deutschland, Russland, Finnland, Frankreich und Italien. Dort besuchten sie die Museen, immer mit dem Anspruch, neue Ideen und Antiquitäten nach Luzern für das eigene Museum heimzunehmen.

Ihre Ehe mit dem verwitweten Baumeister Jakob Blattner im Jahre 1913 dauerte nicht ein Jahr. Neben all ihrer gemeinnützigen Tätigkeiten führte sie das Baugeschäft ihres verstorbenen Mannes weiter. Die Ehe blieb kinderlos, aber zu Jakobs Tochter aus erster Ehe entwickelte sie eine mütterliche Beziehung.

Für Mathilde war Freiwilligenarbeit eine Selbstverständlichkeit. Als Vorstandsfrau des Gemeinnützigen Frauenvereins der Stadt Luzern, aber auch als Ehrenmitglied des Dachverbandes Schweizerischer gemeinnütziger Frauen, fielen ihr, dank ihrer ausgesprochenen Fähigkeit, finanzielle Zusammenhänge und Probleme zu beurteilen, immer wieder Aufgaben zu, deren sie sich voller Verantwortungsgefühl und Optimismus annahm.

Zu Erinnerung an die SAFFA von 1928, der ersten schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit in Bern, und zum Dank für ihre Mitarbeit an diesem gemeinsamen grossen Werk der Schweizerfrauen, erhielt sie eine Auszeichnung. Ebenso liegt ein Dankesschreiben für ihre treue Mitarbeit während des Aktivdienstes 1939 bis 1945 vor. Die Frauen hatten für die Soldaten gestrickt und geflickt, häufig in den Wohnräumen von Mathilde.

Die Spuren, die Mathilde hinterlassen hat sind vielfältig und gross, schweizweit, aber vor allem in Luzern spürbar. Denken wir an sie, wenn wir das nächste Mal beim Hotel Waldstätterhof neben dem Bahnhof Luzern vorbeigehen, im Restaurant «Gleis 1» einkehren oder den immer noch touristischen Hotspot Gletschergarten besuchen.

BGS/RES 24.03.2025

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  • Renata Roveretto

    Guten Tag Frau / Herr b g y s i ?

    Danke für's Teilen, und ja Anscheinend hatte diese Frau Ihr Leben ungefähr so gestaltet wie es Ihr Gefiel. Soweit Gut und Recht. Jedoch Einmal mehr hatte der Alkohol einen starken Rücken. Von mir aus gesehen ist das eine Extrêmistische Einstellung. Vorallem wenn man Menschen wirklich liebt, sollte man mit ihnen Umgehen und nicht die Schwächsten noch mehr Ausschliessen. Ja die Säufer wie man sie gerne nennt, haben häufig versteckte mehr oder weniger traurige Erlebnisse hinter sich, oder momentane Sorgen. Mit ein bisschen Verstand und Gehör diesen Menschen Gegenüber ist schon um einiges Geholfen. Und Wen es stört nur schon ein volles Glas Wein zu sehen, hat meiner Meinung nach auch ein riesiges Probleme mit sich Selbst und sollte Dieses für sich Behalten genauso, wie sie es von Ihrem Vis à Vis verlangen.

    Mit freundlichen Grüssen

    Renata

bgysi
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7 April 2025
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