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Hermann von Liebenau (1807 – 1874) – fasziniert vom römischen «Merkur von Ottenhusen»

Hermann von Liebenau (1807 – 1874) – fasziniert vom römischen «Merkur von Ottenhusen»

1849
Kantonsarchäologie Luzern
Kantonsarchäologie Luzern

Hermann von Liebenau ist 1807 im Knutwiler Bad geboren. Als unehelicher Sohn wurde er gleich nach der Geburt in die Obhut des Arztes Philipp Lüthard nach Reiden überge-ben. Vielleicht durch seinen Pflegevater geprägt, studierte er später Medizin in Deutsch-land und Österreich. 1836 promovierte er in Bern und kehrte ein Jahr später nach Luzern zurück. Fortan war der junge Arzt - der übrigens von 1855 bis 1860 als Oberarzt des Schweizer Regiments in Rom amtete - auch als Historiker und Belletrist tätig und betreute im Kanton Luzern diverse archäologische Ausgrabungen.

Eine davon führte Hermann Liebenau 1849 nach Ottenhusen (Gemeinde Hohenrain). In einem Manuskript schreibt er: «… unter allen zufälligen archeologischen Entdeckungen der letzten Jahre zeichnet sich die von Ottenhausen, unserer Ansicht nach, als die Wich-tigste aus. Im Junius 1849 meldete mir Herr Pfarrherr X. Herzog von Balwyl den Fund eines ‹schönen Merkur’s› ». Der ansässige Landwirt hatte nämlich beim Steinbrechen nicht nur die Mauern eines römischen Gutshofes, sondern auch die berühmte bronzene Statuette gefunden. Überraschend war diese Entdeckung nicht wirklich, denn beim Ackern waren schon vorher immer wieder römische Funde zum Vorschein gekommen. Die beeindru-ckende Merkurstatuette, von der sich in Fachkreisen bis heute kein vergleichbares Beispiel finden lässt, machte die römischen Fundstelle nun erst recht begehrenswert.

Ab 1849 fanden unter der Aufsicht Liebenaus mehrmals Ausgrabungen an der sanft ab-fallenden Südseite des Lindenbergs statt. Auch wenn heute längst bekannt ist, dass «der schöne Merkur» im Herrenhaus eines grösseren römischen Gutshofs gefunden wurde, steht das Gelände nach wie vor unter archäologischer Beobachtung. Sind auf dem Grund-stück Bautätigkeiten geplant, nimmt die Kantonsarchäologie vorgängig entsprechende archäologische Untersuchungen vor. Denn nach wie vor schlummern noch viele Spuren im Boden, die uns weitere Hinweise über das Leben im römischen Gutshof vor fast 2000 Jahren liefern.

Die Merkurstatuette gab bereits zu Liebenaus Zeiten in Fachkreisen Anlass zu Spekulatio-nen. Lange ging man davon aus, dass die Figur die Gesichtszüge des römischen Kaisers Trajan zeige. Inzwischen ist die Bronzestatuette interdisziplinär mehrfach untersucht wor-den. Sie wurde um 60 n. Chr. in einer gallischen Werkstatt hergestellt, also zu einer Zeit, in der Trajan noch ein Kind war. Die berühmte Bronzefigur zeigt vielmehr das Portrait einer Privatperson in der Gestalt des Gottes Merkur – vielleicht sogar den römischen Gutsherrn von Ottenhusen selbst.

Hermann von Liebenau hat von all den neuen Forschungsergebnissen natürlich nichts mehr mitbekommen. Er verstarb am 28. Juli 1874 in Luzern. Aber Sie haben die Gelegen-heit dazu, den römischen Gutshof besser kennenzulernen! Besuchen Sie den römischen Gutshof in Ottenhusen (Römischer Gutshof Ottenhusen – Seetal (gutshof-ottenhusen.ch) und lernen Sie noch weitere Geschichten kennen (Kulturabenteuer Seetal (kulturabenteu-er-seetal.ch).

Abbildung:

Merkurstatuette, gefunden 1849 in Ottenhusen.
Foto: Kantonsarchäologie Luzern.

Links:

Kulturabenteuer Seetal (kulturabenteuer-seetal.ch)

Römischer Gutshof Ottenhusen – Seetal (gutshof-ottenhusen.ch)

Quellen:

Datenbank Kantonsarchäologie Luzern

Waltraud Hörsch: Liebenau, Hermann von. In: Historisches Lexikon der Schweiz.

Jakob Heierli, Führer durch die Prähistorische Sammlung des Museums Rathaus Luzern, 1910.

Max Wandeler, Luzern Stadt und Land in römischer Zeit, 1968.

Eckhard Deschler-Erb und Eberhard Lehmann, Neues zum Merkur von Ottenhusen in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 25, 2007.

Annalies Leibundgut, Der «Trajan» von Ottenhusen: eine neronische Privatapotheose und ihre Beziehungen zum Mercur des Zenodorus in: Jahrbuch des Deutschten archäologi-schen Instituts 99, 1984.

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viscosi
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21 Januar 2025
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