Feldmauser Josef Schärli
Feldmauser Josef Schärli
Josef Schärli, geboren 1908, war seit seinem achten Lebensjahr als Mäusefänger tätig. Der ehemalige Landwirt bezeichnet sich selbst als Feldmauser oder Feldrichter, da er auf dem Feld Fallen stellt. Zu seinen unverzichtbaren Dingen gehören seine Pfeife und der preisgünstige Tabak, den er in einer Weissblechschachtel aufbewahrt. Trotz der Empfindlichkeit der Mäuse gegenüber Fremdgerüchen beeinträchtigt das Rauchen seine Arbeit nicht. Allerdings hat Schärli festgestellt, dass stark riechende Dinge die Tiere vertreiben, wie z.B. Käse. Daher wäscht er seine Hände vor Arbeitsbeginn mit spezieller Seife und reibt sie mit Erde ab, um menschliche Gerüche zu vermeiden.
Der Verdienst des Mausers hängt von der Anzahl der gefangenen Mäuse ab, weshalb die Einschätzung und Vorhersage des Wetters für Schärli von großer Bedeutung sind. Mäuse sind bei verschiedenen Wetterbedingungen unterschiedlich aktiv. Bei nasskaltem Wetter laufen sie ungern, bei heißem Wetter und Trockenheit erst abends. Eine lange Dürre bedeutet Verdienstausfall, da die Tiere im Boden verdursten und weniger Nachwuchs haben. Schärli muss sich in diesen Zeiten nach anderen Einkommensquellen umsehen.
Die Lostage sind für Josef Schärli von entscheidender Bedeutung. Lostage sind bestimmte Tage, an denen die Zukunft, insbesondere das Wetter, erkundet wird. Die wichtigsten Lostage sind die Zwölften, das sind die sechs Tage vor und die sechs Tage nach Neujahr. Jeder dieser Tage steht für einen Monat des kommenden Jahres, beginnend in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember für den Januar des folgenden Jahres. Der Wind, der in der Neujahrsnacht bzw. Christnacht vorherrscht, wird auch im folgenden Jahr dominieren.
Schärli unterteilt die Lostage in vier Abschnitte, die jeweils das Wetter einer Woche des entsprechenden Monats bestimmen. Die Zeit von 0 bis 6 Uhr zeigt die Witterung der ersten Woche an, von 6 bis 12 Uhr die zweite Woche, von 12 bis 18 Uhr die dritte Woche und von 18 Uhr bis Mitternacht die vierte Woche. Dazu notiert Schärli alle zwei Stunden das Wetter, auch nachts, und trägt die Beobachtungen in einen Kalender ein.
Schärli, der das Wissen von seinem Vater übernommen hat, glaubt fest an die Botschaft der Lostage. Anfang 1992 versicherte er, dass es das erste Mal wäre, dass sie nicht recht hätten. Allerdings betont er, dass die Lostage nur regional Bedeutung haben und keinesfalls für eine ganze Gegend oder den ganzen Kanton zutreffen. Um die Wetterstabilität zu prüfen, beobachtet er seine Bienen und Heidekrautblüten. Wenn die Bienen bösartig sind, stechen oder ihm nachfliegen, wird sich das Wetter noch vor Mittag oder spätestens am Abend ändern.
Das Heidekraut zeigt den kommenden Winter an: Blüht die Pflanze ganz außen, wird es im Frühling Schnee geben; blüht sie zuunterst, bedeutet dies einen frühen Winter. Blüht sie ganz, ist mit einem strengen Winter zu rechnen.
Josef Schärli hat sich auch mit der Bezahlung für gefangene Mäuse beschäftigt, die in verschiedenen Zeiten und Regionen unterschiedlich war. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrug der Preis für Feld- und Springmäuse 30 Rappen, für Schermäuse 60 Rappen. In den 1930er Jahren wurden die Preise öffentlich ausgeschrieben und mehrmals angepasst. Im Unterschied zu anderen Mausern hat Schärli die Schermäuse über Jahre hinweg gehäutet und deren Pelze verkauft, während andere die gefangenen Tiere wegwarfen oder an Füchse verfütterten.
Die Mäuse gingen nach Bezahlung in den Besitz des Auftraggebers über, und einige vergruben sie, um Wiederverkauf zu verhindern. Schärli verkaufte die Felle meist an die Kleiderfabrik BRUNEX in Hochdorf, wobei die Qualität des Fells den Preis beeinflusste.
Josef Schärli ist eine interessante und vielseitige Figur, die sich durch ihre jahrzehntelange Erfahrung und ihre speziellen Methoden im Mäusefangen auszeichnet. Seine Geschichten und Methoden sind ein wertvoller Teil der lokalen Tradition und seines Lebensunterhalts.

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